14.12.2021 10:00
Der Wandel beginnt bei den Kleinsten

«E» wird auch bei den Zweirädern salonfähig: Bei den in Stadt und Agglomeration beliebten Rollern beträgt der Anteil an elektrisch angetriebenen Neufahrzeugen bereits rund 10%, Tendenz steigend. Am motofestival vom 3. bis 6. März 2022 wird das bereits vielfältige Angebot an E-Rollern umfassend zu sehen sein.

Urbanes Terrain, kurze Strecken, niedrige Tempi und der Transportcharakter im Vordergrund: Das sind die optimalen Bedingungen für elektrisch angetriebene Roller der kleinen Klassen. Reichweite, Fahrleistungen spielen untergeordnete Rollen, es können kleine, relativ schnell wieder aufladbare Batterien verwendet werden. Dank einfachster Fahrzeugtechnik ist auch eine attraktive Preisgestaltung möglich.

Jeder zehnte Neu-Roller fährt elektrisch
Die Zahlen belegen den Trend hin zu Elektro-Rollern: In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres waren 1’730 der total 17’601 neu eingelösten Roller elektrisch angetrieben, also rund 10%. Die Steigerung gegenüber der Vorjahresperiode betrug 43.7%. Der Erfolg der E-Scooter betrifft jedoch fast ausschliesslich die kleinste, ab 15 Jahren zugängliche Führerschein-Klasse bis maximal 45 km/h.

MOTORRAD: Hubraum

Januar - Oktober

 

 

2021

2020

%

TOTAL

17 601

16 667

5,60

Elektro

1 730

1 204

43,69

1-50 ccm

276

276

0,00

51-125 ccm

11 663

10 660

9,41

126-250 ccm

69

64

7,81

251-500 ccm

3 016

3 665

–17,71

501-750 ccm

847

798

6,14

 

Motorrad: E-Töff ohne Marktrelevanz
Bei den Grossrollern und insbesondere bei den «richtigen» Motorrädern läuft hingegen in Sachen «E» noch fast bis gar nichts. Der Elektro-Anteil bei den Motorrädern lag in den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 bei schwindsüchtigen 0.8%. Das waren exakt 268 Stück bei einem Marktgesamtvolumen von 33’775 Einheiten (nur Motorrad, ohne Roller). Damit hat der E-Töff noch keine Marktrelevanz.

Wohin mit dem vielen Strom?
Der Grund ist einfach: Ein Motorrad wird heute fast zu hundert Prozent als Lifestyle- und Freizeitgerät genutzt. Aber «Stromer-Töff» können bisher die Anforderungen dieser Kundschaft an Reichweite, Gewicht, Wirtschaftlichkeit und Preis/Leistung noch nicht einmal ansatzweise erfüllen. E-Motorräder besitzen konzeptbedingt viel weniger Stauraum für Energiespeicher als ein Auto. Damit sind die möglichen Fahrleistungen und vor allem die Reichweiten eingeschränkt. Ladestationen an den, bei Motorradfahrern beliebten, Ausflugszielen in den Bergen gibt es noch kaum. Auch auf ausgedehnten Reisen mit mittleren bis langen Autobahn-Etappen haben E-Töff schlechte Karten. Der enorme Platzbedarf der schweren Batterien verhindert vorderhand dynamische Fahrzeugkonzepte, auch der fehlende Motorenklang fällt bei einem als emotionales Hobbygerät genutzten Fahrzeug ins Gewicht. Die wenigen heute verfügbaren E-Motorradmodelle sind durchwegs im obersten Preissegment beheimatet und richten sich an eine kleine, avantgardistisch orientierte Kundschaft.

MOTORRAD: Hubraum

Januar - Oktober

 

 

2021

2020

%

TOTAL

33 775

27 914

21,00

Elektro

268

264

1,52

1-50 ccm

91

171

–46,78

51-125 ccm

8 057

1 567

414,17

126-250 ccm

268

438

–38,81

251-500 ccm

3 423

3 736

–8,38

501-750 ccm

6 190

6 422

–3,61

751-1 000 ccm

7 648

7 798

–1,92

> 1 000 ccm

7 830

7 518

4,15

 

Neue Lösungen sind gefragt
Fazit: Der Wandel der Mobilität hin zu elektrisch betriebenen Fahrzeugen findet – entgegengesetzt der Entwicklung im Automobilsektor – bei den motorisierten Zweirädern von unten nach oben statt. Er hat jetzt bei den (Kleinst-)Rollern, die vorwiegend als Nutzfahrzeuge für Kurzstrecken im innerurbanen Verkehr dienen, ernsthaft begonnen. Bis der Wandel jedoch auch auf die Motorradbranche übergreift, sind von der Wissenschaft und den Herstellern neue, bahnbrechende und für die Endkonsumenten bezahlbare Lösungen bei der Energiespeicher- und Ladetechnik gefragt.

Am motofestival vom 3. bis 6. März 2022 auf dem Gelände der BERNEXPO AG in Bern wird das bereits vielfältige Angebot an E-Rollern umfassend zu sehen sein, genauso wie die ersten Vorreiter der Elektrotechnik im Motorradsektor.